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Werkstattbericht: Die Verschwörung von Gareth

7. Dezember 2023

Im Rahmen des Crowdfundings zur Ära des Goldenen Kaisers werden wir einen Meilenstein der Abenteuer aus der Geschichte von Das Schwarze Auge entstauben! Mit Die Verschwörung von Gareth präsentieren wir euch diesen Klassiker grundlegend überarbeitet, weiträumig ergänzt und an moderne Standards im Pen-and-Paper-Rollenspiel angepasst.

Dominic Hladek, der Autor der neuen Fassung von Die Verschwörung von Gareth gibt euch hier einen Einblick in die Entstehung dieses Bandes:

Tanderadei, liebe DSA-Spielerinnen und -Spieler!

„Mein Lied … der Rabe … Mordkomplott … rettet …“ Dann haucht der Barde sein Leben aus.

So konnten wir es damals, im Jahr 1985, im Klappentext eines der großen Klassiker unter den DSA-Abenteuern lesen. Alte Haudegen haben es sicher gleich erkannt: Es handelt sich um Die Verschwörung von Gareth, das unter „A1“ geführte, erste Abenteuer zu den DSA-Ausbauregeln, dem Vorläufer der 2. Edition. Erstmals sahen wir darauf eine gelbe statt einer blauen Ecke am oberen rechten Rand. Das Abenteuer wurde von Reinhold H. Mai zusammen mit Andreas Blumenkamp (ein Pseudonym von niemand geringerem als Ulrich Kiesow) geschrieben und führte viele der wichtigen Adligen des Mittelreichs und deren Familien ein; einige davon wurden direkt als Verschwörer gebrandmarkt, andere regieren bis heute das Reich mit Umsicht und Verantwortung oder haben diese Aufgabe an ihre Nachfahren übergeben. Die Geschichte Answins von Rabenmund, die uns über Jahrzehnte und mehrere Kampagnen, Aventurische Boten und Romane hinweg begleitete – von der ‚Answin-‘ über die ‚Borbaradkrise‘ bis hin zum Jahr des Feuers – nahm hier ihren Anfang. Und das, während die Helden quasi nebenbei die neuen Regeln des Ausbau-Spiels in einem Kaiserturnier mit einigen Handvoll Kontrahenten ausprobieren durften (ein, wie ich finde, übrigens ganz wundervoller Kniff, denn was würde sich besser zum Testen neuer Kampfregeln und eines Talentsystems eignen als ein Turnier?).

Ein neuer Blick auf Bestehendes

Als Nikolai Hoch mich wegen einer Überarbeitung des Originals ansprach, war ich deshalb direkt begeistert: Was man mit heutigen Mitteln und dem jetzigen Wissen (schließlich schreibt jeder DSA-Autor ja gewissermaßen auf den Schultern von Riesen sitzend) an diesem Abenteuer alles ausbauen, realistischer, komplexer und auch spannender und noch unterhaltsamer gestalten könnte! Was man an über fast vier Jahrzehnte angesammelten, zusätzlichen Details einarbeiten könnte! Man denke nur an den weiteren Werdegang damals eingesetzter NSC, den man heute rückblickend unweigerlich im Hinterkopf hat. Oder an das heute detailliert ausgearbeitete Gareth, an die in Kompendien und Kodices vorgestellten Regeln für Turniere in der 5. Edition von Das Schwarzen Auge, an die heute möglichen, zahlreichen, vollfarbigen Illustrationen, an das Drumherum des Turniers einschließlich des Jahrmarkts, des Immanturniers, der Wagenrennen und Kneipenspiele. Der mir von Niko genannte, geplante Umfang der Neuauflage als Hardcover wird all dies ermöglichen. Vor diesem Hintergrund werden die Helden sich also reichlich austoben und nach eigenem Wunsch an Wettkämpfen teilnehmen und an Ereignissen teilhaben können.

Kern des Abenteuers wird aber natürlich weiterhin die eigentliche Verschwörung sein. Es ist aus heutiger Sicht geradezu rührend, wie simpel die Intrige damals aufgebaut war, wie einfach die Helden Eins und Eins zusammenzählen und anhand des Rätsels einer Ballade um Wappenbilder äußerst wichtige Personen retten konnten. Der für damalige Verhältnisse durchaus anspruchsvolle und innovative Detektiv-Plot (fast ohne ‚Dungeon‘) hält heutigen Ansprüchen, zumal an ein 128-Seiten-Hardcover, jedoch nicht mehr stand. Und das muss er auch nicht, denn die Kernintrige wird in der Neuauflage um viele Details, Wendungen, Irrwege, Recherchen und spannende Situationen erweitert.

Würde es wirklich glaubhaft genügen, einfach aus dem Nichts heraus ein Bauernopfer für die eigene Tat verantwortlich zu machen, oder müsste man nicht durch das Schüren von Stimmungen etwas nachhelfen? Könnte man wirklich an allen Sicherheitsmaßnahmen, Hofzauberern und Mundschenken vorbei einen Mord planen, oder müsste man nicht gezielt Personen aus dem Weg räumen und zum Schweigen bringen? Könnte man tatsächlich mal eben in Gareth ein hochwirksames Gift besorgen, ohne dass es jemand bemerkt, oder müsste man nicht viel eher von längerer Hand und deutlich verdeckter planen? Und was könnte mit heutigen Möglichkeiten der Magie und des karmalen Wirkens, die im damaligen Regelsystem beide noch in den Kinderschuhen steckten, nicht alles aufgeklärt, anders angegangen oder manipuliert werden?

Über derlei Dinge haben wir uns für die Neuauflage ausführliche Gedanken gemacht, um den Helden Handlungsmöglichkeiten zu bieten, ihnen Bälle in die Hand zu spielen – metaphorisch, nicht (nur) beim Immanspiel – und sie auf manchmal gefährliche, manchmal ablenkende Spuren zu führen. Besonderes Augenmerk wollten wir auch auf die Verbindung zwischen der Intrige und dem Turnier legen, denn in der Ursprungsversion des Abenteuers kam dies etwas kurz, obwohl es reichlich Potenzial bietet: Das Chaos während eines Buhurts, eine manipulierte Lanze bei der Tjoste oder eine gezielte Forderung im Zweikampf können schließlich genutzt werden, um wichtige Personen (oder nervige Schnüffler) auszuschalten oder ihnen eine klare Warnung zukommen zu lassen. Eine eskalierende Imman-Partie zwischen den Havena-Bullen und einer Garether Mannschaft kann zu aufgeheizter Stimmung führen, die so manchen in sehr aufrührerisches Licht rückt. Und ein ‚Unfall‘ beim Bogenschießen könnte unliebsame Mitwisser ausschalten. Kurz: Die Helden sollen am Turnier teilnehmen, aber nicht nur um der Freude am Wettbewerb willen, sondern auch, weil die dort stattfindenden Ereignisse mit der Verschwörung eng verwoben sind.

Wir hoffen, dass euch diese Überarbeitung viel Spaß beim Lesen und am Spieltisch bereitet und ihr sie mit gleichsam nostalgischem wie auch aktuellem Blick auf die Materie genießt!

Dominic Hladek


Mit phantastischen Grüßen, euer Niko

Hanna Riehm
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