Werkstattbericht: Catalogus Heptasphaericum
Dieses Jahr ist wirklich niederhöllisch! Neben dem Sammelband Archiv der Dämonen und dem Quellenband Brut der Niederhöllen, wo dir Dutzende von Kreaturen aus der 7. Sphäre vorgestellt werden, arbeiten zur Zeit auch an einem Ingame-Band für Das Schwarze Auge: den Catalogus Heptasphaericum. In diesem reich bebilderten Buch schildert der Mengbiller Magister Demirion Ophenos, Mitglied der Bruderschaft der Wissenden, seine Erkenntnisse der Dämonologie. Er hat den ketzerischen Catalogus in Mengbilla verfasst und drucken lassen, wo die Kirche des Praios verboten ist und so manche lästerlichen Werke ohne Zensur erscheinen können.
Ophenos ist ein kompetenter, aber keineswegs vollendeter oder gar allwissender Dämonologe. Manchmal macht er gar Angaben, die zweifelhaft oder sogar falsch sind. Es ist also keineswegs so, dass alle seine Aussagen stimmen.
Auch wenn Ophenos ein Nimbus der Gefährlichkeit umgibt, so finden sich in seinen Texten immer wieder schwarzer Humor und eine Prise Augenzwinkern, vor allem wenn er über seine Schüler, den talentierten Nemekath und die tollpatschige Alisha berichtet.
Der Catalogus sortiert die Beschreibung der Dämonen nach der klassischen Einteilung der Domänen und innerhalb dieser Sortierung nach der Mächtigkeit der Dämonen – ganz so, wie ein Schwarzmagier eine Sammlung am sinnvollsten aus seiner Sicht anlegen würde. Unter Blakharaz werden also zunächst die niederen Dämonen beschrieben und dann aufsteigend nach Hörneranzahl die weiteren Diener des Herrn der Rache.
Magister Ophenos widmet seinem Catalogus jeder Domäne eine Handvoll Dämonen. Gerade bei unbekannteren Wesenheiten weiß auch er nur Gerüchte. Da Ophenos sich durchaus bewusst ist, nicht alles über die Kreaturen der Niederhöllen zu wissen, hat er in seiner Sammlung auch Briefe anderer Kollegen abgedruckt, die mehr Expertise aufweisen als er selbst.
Unter den zahlreichen Beschreibungen sind natürlich auch weithin bekannte Dämonen, denen vermutlich fast jeder Abenteurer schon mal begegnet ist, etwa der Gotongi. An dieser Stelle wollen wir dir ein paar Leseproben bieten, damit du einen ersten Eindruck von dem Inhalt es Buches bekommst.
Gotongi
„Einer meiner liebsten Bewohner der Heptasphaira ist der Gotongi. Er ist extrem leicht zu invozieren, unterwirft sich mit Freude den Befehlen seines Beschwörers und seine Unsichtbarkeit macht ihn ausgesprochen nützlich. Selten bringt ein Dämon gleichermaßen eine solche Effizienz in seiner Gestalt mit. Er ist völlig reduziert auf seine Hauptaufgaben: fliegen und sehen.
Die Gestalt des geflügelten Auges ist selbst Eleven bekannt. Es gibt zwar Variationen in der Augenfarbe oder in der Größe des Augapfels oder in der Spannweite seiner Fledermausflügel, aber er bleibt ein geflügeltes Auge.
Ich persönlich bevorzuge, auch wenn man seine Schönheit nur über einen Spiegel betrachten kann, die Augenfarbe Blau. Am liebsten ein helles, klares Azurblau. Einfach ein wunderbarer Kontrast zu den schwarzen, ledrigen Schwingen. Zudem habe ich festgestellt, je klarer und heller die Augen, desto besser ist ihre Wahrnehmung. Gotongui mit grünen Augen erscheinen mir deutlich schneller im Flug. Jene mit braunen Augen bringen deutlich bessere Fähigkeiten, was ihre Abwehrzauber angeht mit. Ich habe in meiner Laufbahn einige Versuchsreihen diesbezüglich durchgeführt und dazu eine epische Artikelreihe im Spiegel der Schwarzmagie veröffentlicht.
Zu Zeiten des selbsternannten Dämonenkaisers Galotta, soll es in seinem Palast einen gigantischen Schwarm an Gotongui gegeben haben, die er mittels eines Blakharaz-Artefaktes in Form eines Zepters gerufen hat. Das Artefakt wurde das Zepter der Tausend Augen genannt, nach der Anzahl der daran gebundenen Gotongui.
Ich komme nicht umhin mich zu fragen: Wie sehr muss man unter Verfolgungswahn leiden und um seine mittels Paktschluss erschlichene „Kaiserwürde“ fürchten, wenn man glaubt, man bräuchte tausend Augen, die jeden Schritt der intriganten Höflinge überwachen? Für mich ist dies kein Zeichen seiner Macht, sondern ein Armutszeugnis und ein leuchtendes Beispiel, was ein Paktschluss aus einem wohl einstmals klugen Geist macht. Geschmack, was Kleidung und Frisur angehen, hatte er vorher schon nicht. Zumindest in dieser Sache ist die Schuld nicht Blakharaz zuzuschreiben.
Zurück zum Gotongi: Ihre Unsichtbarkeit und gute Wahrnehmung macht sie zu großartigen Spionen. Manch einer beschimpft sie abwertend als dämonische Spitzel. Ich sage, sie sind Informanten und zwinge sie häufig in meine Dienste, selbstverständlich nicht ausschließlich als Informationsquelle, sondern gleichsam als Übungsobjekte. Sie eignen sich hervorragend, um die Übernahme einer Beherrschung zu üben, denn man vermag den Moment sogar optisch darzustellen.
Ich werde das etwas ausführen. Gotongui gehen eine enge Bindung zu ihrem Beschwörer ein, die man mittels Analys Arkanstruktur sogar sichtbar zu machen vermag und damit den Zeitpunkt der Machtübernahme. Je geübter man ist, desto weiter kann die Distanz zwischen Spion und Herr sein, ohne dass die Bindung abbricht.
Zu Beginn deiner Karriere wirst du dich gedulden müssen, bis das geflügelte Auge seinen Auftrag erfüllt hat und zu dir zurückkommt, um zu berichten. Deshalb solltest du, wie an anderer Stelle erwähnt, den Befehl stets klar und eindeutig formulieren. Ansonsten musst du dich am Ende auf die Suche nach deinen Spionen machen, um sie zurückzuholen.
Mit zunehmender Erfahrung wird es dir leichter fallen, und du vermagst über die arkane Verbindung einen Rückruf einzuüben. Je länger ein bestimmter Gotongi in deinem Dienst ist, desto enger wird eurer Band.
Abschließend eine Sache, über die sich die Fachwelt streitet: die Domänenzugehörigkeit des Gotongi. Mir ist bewusst, dass er Eigenschaften und Fähigkeiten aufweist, die ihn ebenso Iribaar zuschreiben lassen und ich selbst habe einige Gotongui im Zeichen des Blenders beschworen. Doch ich rate dir dazu, stets sie im Namen Tyakra̕ mans zu invozieren, denn womöglich zeigen die anderen dir neben dem, was du sehen willst, auch das, was du im Namen ihres Herren Amazeroth sehen sollst. Ich werde darauf an geeigneter Stelle näher eingehen.“
Neben geläufigen Dienern der zwölf Erzdämonen beschreibt der Catalogus auch eine Reihe von unabhängigen und weniger bekannten Dämonen, beispielsweise die mysteriöse Balkabireth:
Balkabireth
Eine ungewöhnliche Entität ist die Dämonin Balkabireth. Wie viele Heptasphärische, die sich nicht eindeutig einer Domäne zuordnen lassen, ist auch sie trotz eines Falls in Kuslik in Fachkreisen nicht sonderlich bekannt. Einige Collegae bezweifeln sogar, dass es sich überhaupt um eine heptasphärische Wesenheit handelt. Andere dagegen vermuten sie hinter jeder größeren politischen Umwälzung und jedem plötzlichen Todesfall eines Adligen. Beide Theorien überzeugen vielleicht Alisha, halten jedoch einer gründlichen Analyse nicht stand.
Zu diesen Thesen kommt es nur, weil Balkabireth auf den ersten Blick nicht im Geringsten wie eine heptasphärische Entität aussieht. Nach aktuellem Stand der Forschung tritt sie stets als junge Frau auf, die eher einem unauffälligen Dienstmädchen denn einer wohlgeformten Verführerin gleicht. Keine niederhöllisch verzerrten Glieder, kein Schwefelgeruch und die beiden Hörner unter einer Haube verborgen. Mit entsprechenden arkanen Analysen bist du jedoch selbstverständlich in der Lage, die Dämonin als solche zu erkennen.
Balkabireth ist auch als Unglücksbringerin bekannt und dieser Name verrät bereits ihre größte und wohl einzige Fähigkeit: Sie verbreitet Chaos und bringt ihrem Ziel Pech, indem sie ihre Umgebung mit einer chaotischen Aura beeinflusst.
In Kuslik wurde vor ein paar Jahren eine Balkabireth ins Personal einer Villa eingeschleust. Als der Hausherr, reichlich spät meiner Meinung nach, magische Hilfe suchte, wurden auch Collegae vom Institut der Arkanen Analysen hinzugezogen, die den Fall analysierten. Bedauerlicherweise trieben sie die Dämonin vor einer ausführlichen Untersuchung aus, dabei hätten die Ergebnisse die Forschung enorm weiterbringen können! Anschließend unternahmen die Collegae den Versuch, alle Unglücke nach Gemeinsamkeiten zu ordnen, doch sie scheiterten schnell an der Unterscheidung zwischen tatsächlichen und von der Balkabireth herbeigeführten Missgeschicken. Ein brennender Teppich, Ratten in der Speisekammer, verlorener Schmuck, ein umstürzendes Regal, plötzliches Übergeben und eine explodierende Torte sind nicht zwangsläufig niederhöllischen Ursprungs. Für sich genommen sind sie nicht einmal sonderlich schädlich, doch gehäuft innerhalb zweier Tage durchaus störend. Die Collegae kamen zu dem Schluss, dass jemand den Hausherrn in den Wahnsinn treiben wollte. Das ist möglich, mit dieser Dämonin allerdings komplett ineffizient.
Ein paar Fakten ergab die Analyse dennoch und zeigte, dass Balkabireth nicht nur ihr Ziel ins Verderben stürzt, sondern mit ihrer heptasphärischen Aura ihre gesamte Umgebung. Es wäre also auch ihr Beschwörer betroffen! Da die Dämonin zudem bis auf diese Fähigkeit vollkommen nutzlos ist, an dieser Stelle mein deutlicher Hinweis: Finger weg! Es gibt nützlichere Dämonen.
Magister Ophenos widmet sich im Catalogus aber nicht nur der Beschreibung von Dämonen, sondern auch vielen Themen, die mit der Invocation eben solcher oder auch der Bannung und der Abwehr von Dämonengezücht beschäftigten.
Bann- und Schutzkreise
„Von größter Wichtigkeit, und das kann ich gar nicht genug betonen, ist Gründlichkeit bei der Erstellung von Bann- und Schutzkreisen. Vorab zitiere ich noch einmal zur Erinnerung die inzwischen leider verblichene Collega Prysha van Veren, deren Vorlesungsprotokolle zum Thema ich sehr empfehle: „Im Bannkreis bleibt es drin, der Schutzkreis hält es draußen.“
Zu verdanken haben wir unsere moderne Technik den urtulamischen Mudramulim, deren Erkenntnisse wohl wiederum auf dem Wissen der geschuppten Völker fußen (Vergleiche: Bastrabuns Bann gegen die Echsenvölker. Ähnliche Schutzvorkehrungen gegen Sphärenwesen existieren wohl auch jenseits des Meeres in Myranor und Uthuria, auch wenn wir bis heute nur unzureichend rekonstruieren können, wo genau diese Bannglyphen ihren Ursprung haben.
Viele dieser wertvollen Erkenntnisse gingen über die Jahrhunderte verloren, in den Dunklen Zeiten, durch die Magierkriege und nicht zuletzt auch durch das Zutun der elenden Praioten. Während das Wissen teilweise wohlbehütet in den verantwortungsvollen Händen Kundiger überdauerte, beschäftigte sich zu Zeiten der Borbaradianischen Invasion plötzlich gefühlt die gesamte Magierschaft mit Bann- und Schutzkreisen. Man konnte es ihnen aufgrund der akuten Bedrohung nicht verübeln, etwas Weitsicht und Toleranz zuvor wäre jedoch sicher nicht fehl am Platze gewesen.
Schutzkreise sind vor allem dafür da, um dich und eventuelle Beiwohnende vor den Mächten der 7. Sphäre zu schützen. Es handelt sich üblicherweise um einen Doppelkreis, zwischen dessen Linien du die Schutzglyphe aufbringst und dann durch weitere Zauberzeichen genauer festlegst, wovor dieser Schutz gelten soll. Auch hier empfehle ich, dass du dich akribisch vorbereitest und Sigillen einzeichnest, die so spezifisch auf die Entität zugeschnitten sind, wie nur möglich. Du solltest in jedem Fall eine Domäne festlegen, um ein Mindestmaß an Schutz zu gewährleisten, und die entsprechenden Ligaturen wie im Schlaf beherrschen. Ein kleiner Schnörkel zu viel oder eine Linie zu wenig können den Unterschied zwischen einem geruhsamen Lebensabend und ewiger Verdammnis bedeuten! Noch besser ist es aber, wenn du die Zeichen für einzelne Dämonenarten hinzufügst oder sogar einen Wahren Namen einbindest, so dir dieser denn sicher bekannt ist. Bedenke in diesem Falle jedoch unbedingt, dass der Schutzkreis dann auch nur gegen die spezifizierte(n) Wesenheit(en) seine Wirkung entfaltet!
Bannkreise sind für eine sichere Beschwörung unabdingbar, wenn du maximale Kontrolle über die beschworene Wesenheit ausüben willst, und natürlich, um sicherzustellen, dass sie nicht einfach beliebig auf Wanderschaft gehen kann. Du solltest daher sorgfältig arbeiten und nur beste Zauberkreide verwenden. Wichtig ist außerdem, dass du dein Werk in entsprechender Größe anlegst, je nachdem, welche Entität(en) du zu beschwören gedenkst. Entsprechende Gerüchte, dass ein Dämon innerhalb eines Bannkreises mehr als genug Platz haben muss, sind jedoch ausgemachter Unsinn. Vermutlich sind sie auf allzu umsatzgierigere Händler zurückzuführen, die ihre minderwertige Zauberkreide loswerden wollen! Die Wesen der Niederhöllen manifestieren sich aus dem Chaos und ihr Leib ist dementsprechend formbar, wenn sie in unsere Sphäre gerufen werden. Ich kann dir jedoch versichern, dass die meisten Dämonen es nicht sonderlich schätzen, wenn sie sich klein machen müssen.
Wie bei den Schutzkreisen gilt: Sei spezifisch und genau! Arbeite Sigillen und Ligaturen ein, die sich auf die Domäne beziehen, aus der du beschwörst, nutze Zeichen, die mit bestimmten Dämonenarten assoziiert werden und einen Wahren Namen, so dieser in verlässlicher Form vorliegt. Dies wird deinen Bannkreis potenter machen und auch die Macht von Mehrgehörnten sicher eindämmen.
Addendum I: Üben, üben, üben! Versagst du bei einer so grundlegenden Sache, wird dir kein allzu langes Leben als Dämonologe vergönnt sein.
Addendum II: Für das weitere Studium empfehle ich neben van Verens Vorlesungen das Standardwerk Das Große Buch der Abschwörungen. Auch der Codex Dimensionis mag einige hilfreiche Vorlagen und Muster parat halten, während du Magische Schilde getrost vernachlässigen kannst.“
Mit niederhöllischen Grüßen, euer Alex