Von Rang und Namen: Bronnjaren der Winterwacht
Von Adelsmarschall bis Zibilja: Die Winterwacht ist die Heimat zahlreicher einflussreicher aventurischer Persönlichkeiten. Redakteur Johannes stellt euch einige davon vor – und gewährt euch auch einen exklusiven Blick auf die Skizzen zu ihren Porträts. Heute konzentrieren wir uns dabei auf den bornischen Adel.
Im Bornland leiten die Adligen, die sogenannten Bronnjaren, ihren Herrschaftsanspruch von ihrer direkten Abstammung vom Orden der Theaterritter ab, der das Land vor langer Zeit in Besitz genommen hat. Dieser Orden ist den Idealen der Göttin Rondra verschrieben: dem Schutz der Schwachen und dem ehrenhaften Zweikampf. Anders als im Mittelreich gibt es im Bornland jedoch keine Lehenspyramide und keine festgelegte Hierarchie unter den Adligen. Ein Graf mag ebenso einflussreich sein wie eine Baronin, die Stimme einer Junkerin hat in der Adelsversammlung das gleiche Gewicht wie die Stimme eines Fürsten.
Das vermutlich wichtigste Kriterium für den Einfluss einer Adelsfamilie ist ihr Wohlstand, der sich oft direkt in der Fläche und der Lage ihrer Ländereien und der Zahl ihrer Leibeigenen niederschlägt. So mag es geschehen, dass weniger gut betuchte Bronnjaren in ein Abhängigkeitsverhältnis rutschen und in der Adelsversammlung hörig im Sinne ihres Gönners abstimmen.
Ebenso liegt hier jedoch auch eine Möglichkeit für wohlhabende Bürgerliche, Einfluss auf die bornländische Politik auszuüben: Manch eine arme Schitzin mag ihr Stimmrecht in der Adelsversammlung bereitwillig für blinkende Batzen veräußern. Doch der Stolz und die Sturheit des traditionsverhafteten bornischen Adels wenden allzu tiefe Eingriffe der niedergeborenen Emporkömmlinge in die Angelegenheiten des Landes ab.
Nadjescha von Leufurten, Adelsmarschallin außer Dienst
Die tugendhafte Ritterin Nadjescha von Leufurten (Illustration: Djamila Knopf) wird noch immer für die Erfolge des Grünen Zuges gefeiert, an dessen Spitze sie als Adelsmarschallin vor einigen Jahren eine gefährliche Bedrohung vom Bornland abwenden konnte. Die Gunst vieler konservativer Bronnjaren hat sie sich jedoch dadurch verspielt, dass sie die Klüfte der bornischen Gesellschaft zu schließen versuchte.
Während Nadjescha ihre Beziehungen zum bornischen Adel und der stolzen und einflussreichen bornischen Senne der Rondrakirche pflegte, suchte ihr Gefährte, Graf Linjan von Elenau (Skizze: Dagmara Matuszak), die Nähe des Bürgertums und des aufkeimenden Kultes des Halbgottes Kor, der für eine Stärkung des Söldnertums und die Überwindung von Standesdünkeln eintritt.
Dies führte im Jahr 1045 BF zu ihrer Abwahl. Nadjescha trauert ihrer politischen Karriere mit einem Auge nach, wird sie auf lange Sicht aber nicht aufgeben und lässt sich von diesem Rückschlag nicht davon abhalten, ihrem Ruf als anpackende Macherin auch weiterhin gerecht zu werden.
Alderich von Notmark, Herr auf Burg Grauzahn
Ebenfalls vergeblich hat sich der grimmige Graf Alderich von Notmark (Skizze: Dagmara Matuszak) um das Amt des Adelsmarschalls bemüht. Der ostsewerische Bronnjar stammt aus einer wohlhabenden und mächtigen Familie, die sich durch die Wahl zweifelhafter Verbündeter – Alderichs Vater Uriel selbst hatte an der Seite des Dämonenmeisters Borbarad gekämpft – einen nicht minder zweifelhaften Ruf erarbeitet hat.
Das Haus Notmark gilt als unbarmherzig und grausam, selbst für sewerische Verhältnisse. Auch wenn viele wenig bedeutsame Adlige des unwirtlichen bornischen Nordens den Notmärkern die Treue geschworen haben, sind die Ambitionen der Notmärker Grafen in der Festumer Löwenburg nie auf fruchtbaren Boden gefallen.
Der verbitterte Graf Alderich hat sich nach seiner Niederlage auf die Festung Grauzahn, die Stammburg seiner Familie im Städtchen Notmark, zurückgezogen, und brütet über eine Möglichkeit, dem bornischen Adel seinen althergebrachten Glanz zurückzugeben und die Einflussnahme der reichen niedergeborenen Pfeffersäcke aus dem Festenland einzudämmen. Die Entstehung des Grünen Walls macht es ihm nicht leicht, seine Residenz am Ende der Welt zu versorgen, doch er weigert sich beharrlich, den Grauzahn aufzugeben.
Artjam von Salderkeim, ein Prinz an der Spitze
Haus Salderkeim gehört zu den angesehensten und einflussreichsten Bronnjarengeschlechtern der bornländischen Mark, des südwestlichen Landesteils. Trotz ihres ausgedehnten Landbesitzes war die Familie jedoch nie ausgesprochen wohlhabend, bis sie Bande mit der Festumer Händlerdynastie Stoerrebrandt schloss.
Vielleicht waren es gerade diese Verbindungen zu den reichen Pfeffersäcken, die Joost von Salderkeims Versuche, zum bornischen Adelsmarschall gewählt zu werden, zum Scheitern verurteilten, und unter gewöhnlichen Umständen hätte wohl auch 1045 BF kein Salderkeim eine Chance auf das prestigeträchtige Amt gehabt. Der Lange Winter kann jedoch kaum als „gewöhnlicher Umstand“ gelten.
So gelang es Joost, durch geschickte Handelsverträge und philanthropische Inszenierung seinen erstgeborenen Sohn Artjam (Skizze: Dagmara Matuszak) in das Amt des Adelsmarschall wählen zu lassen. Mit in Massen aus dem vom Langen Winter verschonten Mittelreich und Aranien importierten Lebensmitteln, die Haus Salderkeim an die notleidende Land- und Stadtbevölkerung im ganzen Bornland verteilte, ohne Bedingungen daran zu knüpfen, konnten sie sich die Stimmen unzähliger Bronnjaren sichern, die der Lange Winter an die Grenze ihrer Möglichkeiten gebracht hatte.
Ob der damit recht unbedarft zur Macht gelangte Artjam seinem Ruf als Philanthrop und dem Anspruch seines Amtes gerecht werden kann, erfahrt ihr in der Winterwacht!
Rondratreue Grüße, Euer Johannes