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Die Verschwörung von Gareth – Werkstattbericht 2

13. März 2024

Dominic Hladek, der Autor der Neufassung von
Die Verschwörung von Gareth gibt euch einen weiteren Einblick in die Entstehung des Bandes:

Vor einer Weile habe euch die zugrundeliegenden Überlegungen bei der Überarbeitung genannt: Eine Intrige, die komplexer werden muss, ein Turnier, das farbenfroher und vielfältiger werden soll, weitere Schauplätze und Verwirrungen, neue Meisterpersonen, die damals unbekannt und heute gesetzt sind. All dies wollten wir umsetzen. Jetzt, zum Ende der Schreibarbeit, wird es Zeit zu schauen, wie wir derlei Dinge umgesetzt haben.

Das Rätsel früher

Ich möchte dies an einem Beispiel aufzeigen, das gut veranschaulicht, was wir aus einer Ursprungsidee gemacht haben. Im Ursprungsabenteuer geht es – neben der Teilnahme am Großen Kaiserturnier – im Kern um ein Rätsel. Ich verwende das Wort Rätsel im Sinne eines Puzzles, wie man im Englischen sagen würde, und in Abgrenzung zu einem Mysterium. Ein Detektivfall, ein geheimnisvoller Vorgang, eine mysteriöse Intrige; derlei Dinge sind Mysterien. Rätsel umfassen in dieser Definition eher Wortspiele, zu knackende Codes oder Verschieberätsel. Im Ursprungsabenteuer war die Ballade, die den Helden zu Ohren kommt, ebendies: Ein Rätsel, bei dem man auf einer Wappentafel Tiere abgleichen und auf die Lösung kommen musste.

Nun stehen solche Rätsel heutzutage – nicht ganz zu Unrecht – nicht mehr sonderlich hoch im Ansehen. Sie können frustrierend, albern und innerhalb der inneren Logik einer Spielwelt auch unplausibel sein; sie wirken ein wenig wie ein Relikt aus vergangenen Tagen.

Tatsächlich ist das damalige Rätsel sogar noch ein recht hübsches Beispiel für ein annähernd innerweltlich plausibles. Wenn man mal vom plumpen Fälschungsversuch, der uns damals präsentiert wurde, absieht: Da will jemand eine Verschwörung verdecken und gibt den Helden, die eine Bardenballade in Händen halten, einen plumpen Spruch, der nicht einmal mehr mit ‚tanderadei‘, sondern ‚tamteramtam‘ endet. Das dürfte für wenig Täuschungspotenzial und eher für Gelächter am Spieltisch sorgen. Gleichzeitig sonnt sich ein Abenteuer wie diese Neuauflage natürlich auch ein wenig in derlei schrulligen Kleinigkeiten.

Das Rätsel heute

Mir war also schnell klar: Aus diesem Rätsel musste ein Mysterium gemacht werden, und doch sollte der Ursprung nicht peinlich verschwiegen, sondern sinnvoll ausgebaut werden. Ich habe mich dazu am grundsätzlichen Ablauf des Originals orientiert: Die Helden konnten damals eine erste Balladen-Strophe erhalten, mit etwas Nachforschung eine weitere (mit leichten Erinnerungslücken von Ohrenzeugen) und wurden dann schließlich von der Gegenseite ‚verwirrt‘ durch eine (wie gesagt sehr plumpe) Fälschung. Die Ballade benennt dabei Wappentiere, die in diese Intrige verstrickt sind und die man auf einer Wappentafel abgleichen konnte.

Was ich daraus gemacht habe, ist zunächst einmal, mehr Doppeldeutigkeiten und Zweifel ins Lied zu bringen. Ich habe die Ballade auf mehrere Strophen erweitert, die weniger eindeutig die Schuldigen und Opfer benennen, sondern sich eine etwas poetischere Deutung erlauben. Dadurch, dass die Helden nun die Möglichkeit haben, eine ganze Reihe von Strophen zu finden, ergeben sich ihre Erkenntnisse erst nach und nach durch Befragungen, Funde von Fragmenten und Rollenspiel. Langsam kommen die Helden also einem – tamteramtam – Mysterium auf die Spur. Auch Talentanwendungen können bestimmte in der Ballade verwendete Begriffe näher erklären und mehr Licht ins Dunkel bringen. In diese Suche nach Fragmenten der Ballade habe ich einerseits die damals nur rudimentär angedeuteten Missverständnisse bei Ohrenzeugen eingebaut und ausgeweitet: So erhältst du als Spielleiterin ein paar beispielhaft missverstandene Strophen an die Hand, bei denen die Spieler entscheiden müssen, ob diese für sie plausibel klingen oder man der Quelle vielleicht besser nicht zu viel Glauben schenkt. Und natürlich gibt es auch die Fälschung. Diese hat mich auf die Idee gebracht, auch eine geeignete Meisterperson einzuführen, die derlei Fälschungen entwirft und auf die die Helden treffen können. Die Fälschung wollte ich etwas geschickter haben. Mit demselben Versmaß und demselben Sprachbild verdrehen die gefälschten Strophen den Sinn der Ballade hoffentlich mehr als damals in Richtung falscher Verdächtigungen. Sie sollen Unsicherheit bei Helden wie Spielern schüren, ja, ihnen (ich darf dies in einem Abenteuer namens „Die Verschwörung von Gareth“ so benennen) ‚alternative Fakten‘ liefern.

Wappentiere und Missverständnisse

Aber nicht nur auf der Seite der Ballade habe ich auf Erweiterung und Ausbau gesetzt, auch auf der Seite der Wappen. Wir haben dafür gesorgt, dass es bei den Wappentieren das ein oder andere Missverständnis gibt, das die Helden auf falsche Spuren bringt. Einige kleine Ereignisse und Geschehnisse im Turnierumfeld könnten sie durchaus vom Pfad abbringen und Verdächtigungen in falsche Richtungen ermutigen. Ich denke, es wird eine Freude für so manche Spielleiterin sein, die Helden mit unsicheren Verdachtsmomenten, verursacht durch Fälschungen und Doppelagenten, auf derlei Abwege zu schicken.

Und zuletzt ist es die Suche selbst, die erweitert wurde. Die Neuauflage geht genauer darauf ein, welche Gegenspieler die Helden haben, wer ihnen welche Steine in den Weg legt und wie sie dennoch ihre Nachforschungen voranbringen können.

Ach, und noch ein letztes: So ganz konnte ich mir diese wunderbar plumpe Fälschung von damals im neuen Text doch nicht verkneifen. Ein Vers daraus findet wortwörtlich Einzug in die neue Version: Als Schlachtruf beim Immanspiel. In diesem Sinne:

»Die <tüt>fach <tüüüt> aus <Tüt-Tüt>-Stein drückt dem <Tüüüt> den Schädel ein! Hacketau!«

– Dominic Hladek

Hanna Riehm
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