Bethana – eine Stadt nimmt Form an
Ausführliche Recherchen, kreatives Brainstorming, sorgfältige Handwerkskunst mit viel Liebe zum Detail – eine Menge Zeit und Mühe fließt in die wunderschön gestalteten Pläne, mit denen Städte in der Welt von Das Schwarze Auge illustriert werden. Chefkartograph Steffen zeigt euch am Beispiel von Bethana heute, wie ein solcher Stadtplan entsteht und was dabei alles zu beachten ist.
Bethana war der Ort des Landfalls der ersten güldenländischen Siedler und ist heute eine der ältesten Städte des Westens. Selbst bin ich großer Fan der DSA4-„Dunklen Zeiten“-Box, und ich war zugegeben überrascht, dass wir noch nie eine offizielle Karte dafür hatten. Starten wir also direkt voll durch!
Schritt Eins, die Konzeption. Ich habe mich eng mit Johannes Kaub abgestimmt, der den Band Im Auge des Sturms redaktionell betreut, und mit der initialen Skizze aus der Hand der Autoren des Abenteuers schnell gemerkt, dass wir ähnliche Vorstellungen hatten. Neben der schon bestehenden Beschreibung hatte ich daher relativ freie Hand.
Schritt Zwei, das Fundament. Schon hier versuche ich, den Platz welche die Legende einnimmt mit einzuplanen. Im nächsten Schritt – und ich lasse hier einige Schritte aus – kommt die Umsetzung. Ich beginne in der Regel mit bestimmendem Gelände, schließlich gibt das an dem Ort viel vor. Die Lichtrichtung war hier als abendlich geplant, vom Farbspektrum her war zunächst was anderes geplant, aber wir haben uns letzten Endes dagegen entschieden, diese Karte deutlich anders aufzuziehen als andere in der Riege. Ihr seht den Wechsel weiter unten.
Schritt Drei, die Konturen. Jetzt schließt sich viel Arbeit an, die sehr repetitiv ist. Wieder mal mit dem „Disco Elysium“-Soundtrack auf den Ohren schließt sich dieser Schritt ab. Die Besonderheiten der einzelnen Viertel versuche ich hier schon durch die Form und Beschaffenheit zu betonen.
Schritt Vier, alles wird dynamischer. Letztlich habe ich alle Linien gezogen, alle Flächen aufgetrennt und die Datei final angelegt. Einer der entscheidenden Schritte ist Schattenwurf, welcher die gesamte Stadt deutlich dynamischer macht und dem Verständnis des Betrachters hilft. Oft plane ich diesen schon bei der Skizze voraus.
Schritt Fünf, jetzt kommt richtig Farbe ins Spiel. Wir wechseln das Spektrum. Wie schon bei Brabak habe ich hier eine neue Technik erarbeitet, die sich zumindest für mich mehr wie Ölfarben anfühlt. Ich beginne großflächig und kompromisslos mit dem Pinsel, bevor ich weiter feinjustiere. Schon hier will ich aber, dass die Höhen klarer werden, und tauche sowohl die Helligkeit der Straßen als auch der Gebäude weiter aufsteigend in subtile Nuancen, was den Blick klarer lenkt.
Der letzte Schritt ist das Ergebnis. Bethana hat erstmals eine offizielle Stadtkarte, die letzten Tupfer sind gemacht und selbst ein paar Perlmutt-Highlights sind auf den blauen Dächern gelandet. Letzte Details sind drin, die Legende nochmals mit dem Lektoratstext von Frauke Forster geprüft, und wir sind fertig.
Ich hoffe sehr sie gefällt euch – ich bin sehr zufrieden! Hier ist sie; und wir sehen uns.
Viel Spaß in Bethana, euer Steffen Brand.