Zum Inhalt springen

Almanach der Ungeheuer – Werkstattbericht

13. Mai 2023

Im einenden Geiste der Wissenschaft haben vier aventurische Tierforscher gemeinsam ein Herzensprojekt verwirklicht und eine gelehrte Abhandlung zu den wunderbaren Wesen ihrer Welt verfasst: den Almanach der Ungeheuer! Heute berichtet Autorin Katja Jacobi von ihren Erfahrungen bei der Entwicklung des immersiven In-Game-Kreaturenbandes für Das Schwarze Auge.

Ungeheuer, Monster, Bestien, Kreaturen, Untiere, Viecher, Getier, Gewürm …

Egal wie man sie nennt, sie haben einen festen Bestandteil in Aventurien. Kein Held kommt an der Begegnung mit ihnen vorbei, und selbst wahre Helden bekommen ihre Grenzen aufgezeigt, ist das Ungeheuer nur ungeheuer genug.

Als ich gefragt wurde, ob ich an diesem Projekt mitarbeiten möchte, habe ich sofort begeistert zugesagt, insbesondere weil zu dem Zeitpunkt schon klar war, dass der Almanach der Ungeheuer ein In-Game-Buch werden würde, angelehnt an das Eynmaleyns der Kreutherkunde. Das bedeutet, dass das Buch, so wie es ist, auch innerhalb Aventuriens existiert – es wurde von aventurischen Gelehrten verfasst und enthält keine Regeln, sondern nur deren authentische Perspektive.

Ein jeder von uns vier irdischen Autoren würde also in die Rolle eines aventurischen Autors des Almanachs der Ungeheuer schlüpfen. Die Charaktere waren schnell verteilt und ich war gespannt auf „meine“ Dottora Feodora Pamina di Castellani von der Firun-Schule der Herzog-Eolan-Universität in Methumis und die Kreaturen, die sie zu beschreiben hatte.

Proömium – Das Vorspiel

Ich kann nur von mir selbst sprechen, aber bevor ich zu meinem ersten Ungeheuer recherchierte, machte ich mir eingehend Gedanken zu Feodora, um ihre „Stimme“ zu finden. Es gibt eine Artikelserie im Aventurischen Boten, welche ihre letzte Expedition, die Suche nach einem Valpoding, zum Thema hatte, und so nahm ich mir jene als erstes vor. Nach dieser Lektüre überlegte ich, ihr Charakter müsste neben dem Forscherdrang, der sie auf die Expedition getrieben hat, ebenso etwas Nüchtern-Wissenschaftliches haben. Schließlich ist sie Dottora an einer der zwei einzigen Universitäten auf dem gesamten Kontinent und schätzt als Horasierin hesindegefällige Gelehrsamkeit.

Illustration von Anja Di Paolo

Zu Beginn galt es, den In-Game-Autoren einen Leitfaden an die Hand zu geben, welcher sich an unseren eigenen Vorgaben zum Buch orientierte. Diese Aufgabe teilten wir der Dottora zu und so war die Systematica Bestiae der erste Text von mir für das neue Projekt. Zu jenem Zeitpunkt noch als Rohfassung und „ich-weiß-noch-nicht-ob-es-so-bleibt“ bewertet, aber wir konnten starten.

Allerdings ist Wissenschaft in Aventurien nicht mit irdischer Wissenschaft vergleichbar, auch wenn Feodora Wörter wie These, Analyse und Zoologie oder Fachbegriffe wie Karnivore, Omnivore oder Habitus nutzt. Der Funken des Phantastischen durfte auf keinen Fall verloren gehen, obwohl die Dottora sicherlich ihre reine Freude hätte an Mendelschen Regeln und Gensequenzanalyse.

In Medias Res – Möge das Forschen beginnen!

Illustration von Elisabeth Erdmann

Anschließend beschäftigte ich mich mit den konkreten Bestien, im Fall der Dottora Feodora die übernatürlichen, magischen und chimärologischen Geschöpfe. Als ich dort einen groben Überblick hatte, fing ich an zu schreiben. Recht schnell kristallisierte sich derselbe hochnäsige Lehrbuchton heraus, den ich in der Systematica Bestiae an den Tag gelegt hatte. Also nicht ich, sondern Feodora! In Wahrheit war ich etwas erschrocken, wie natürlich es sich anfühlte. Keiner meiner Mitautoren oder Johannes, der uns redaktionell betreute, hatte Einwände. Ich hatte also die Stimme der Dottora di Castellani gefunden. Oder sie mich?

Das klingt sicherlich leichter, als es war. Ständig strich ich aus meinen ersten Fassungen Wörter, wie möchte, würde, hätte und könnte, denn die Dottora stellt Thesen auf und spekuliert nicht. Weg mit den Konjunktiven! Im wahren Leben ohne Latinum durch ein (tatsächlich überwiegend naturwissenschaftliches) Studium gekommen, mühte ich mich mit überaus intelligent klingendem Bosparano und lateinischen Floskeln ab. Der Satzbau sollte gelehrt wirken, aber für Euch Leser dennoch angenehm sein – ein Drahtseilakt. Allzu alltägliche und langweilige Begriffe wurden rigoros gegen die „gehobenen“ Varianten ausgetauscht, bis ich beinahe so klug klang, wie die Dottora, die ich darzustellen hatte.

Der Weg der Gelehrten

Zeitgleich teilten die anderen Autoren ihre Texte mit mir und mit ihnen die Stimmen ihrer Charaktere. Nach einem neugierigen Probelesen nahm ich allerdings Abstand davon, mich parallel zum Schreibprozess der Rohversion damit zu beschäftigen. Es war zwar klar, dass wir Kommentare im Namen unserer In-Game-Autoren schreiben würden, aber parallel war es mir zu schwierig, in meiner Rolle zu bleiben.

Illustration von Fabrice Weiss

Bei den Ungeheuern selbst hatte ich keine festgelegte Reihenfolge. Ich schrieb zu dem Monster, zu dem mir gerade etwas Spannendes in den Sinn kam. An schlechten Tagen, wenn mir so gar kein spannender Ansatz einfallen wollte, füllte ich auch nur die einführende Maske aus, um überhaupt was zu Papier zu bringen, oder recherchierte in anderen Publikationen für die entscheidende Idee. Ehrlich gesagt, habe ich schon immer Leute bewundert, die sich vor ihren PC setzen und auf Kommando kreativ sein können. Mir fallen die besten Sachen ein, wenn ich gerade etwas ganz anderes mache, wie zum Beispiel Autofahren (im Stau stehen) oder Spazierengehen.

Früh merkte ich, die Dottora konzentriert sich überwiegend auf die Herkunft, die Schöpfer und den Grad der Verderbtheit der Kreaturen, was sicherlich der Gruppe von Ungeheuern geschuldet war, bei denen sie sich als Expertin entpuppte und die ich zu beschreiben hatte.

Tatsächlich blieb als Letztes das Valpoding auf meiner to do-Liste übrig, trotz oder vielleicht gerade, weil es die Artikelserie im Aventurischen Boten gab. Womöglich stellte ich dort die höchsten Ansprüche an mich selbst.

Der Geist der Kooperation

Kurz vor der Deadline war es endlich so weit, die Dottora und ich machten uns daran, die Werke unserer Mitautoren zu lesen und zu kommentieren. Ich war begeistert, wie unterschiedlich die einzelnen Charaktere und meine Kollegen an ihre Ungeheuer herangegangen waren und wie individuell dadurch die Beschreibungen wurden. Feodoras Perspektive hatte ich gefunden und gab ihre Meinung zu einigen Ungeheuern oder Thesen zum Besten.

Teilweise verzichtete ich bewusst darauf, etwas in einem Regelwerk nachzulesen, selbst wenn es mir ungewöhnlich vorkam. Denn auch wenn jeder der inneraventurischen Autoren in seinem Fachgebiet ein Experte ist, sind sie nicht allwissend! Vieles, was ihr begeisterten Spieler und Meisterinnen in den Regelwerken und Abenteuern findet, ist für den aventurischen Gelehrten bloße Spekulation, kaum mehr als Sagen & Legenden.

So mussten wir uns alle, ich wage mal für meine Mitautoren zu sprechen, permanent damit auseinandersetzen, was unsere Charaktere eigentlich wirklich wissen können. Doch dies barg den unglaublich reichhaltigen, kreativen Ansatz unsererseits angeblich gesicherte Erkenntnisse über den Haufen zu werfen, neue phantastische Thesen aufzustellen und ein Stück unserer Charaktere und damit ein Stück von uns selbst einfließen zu lassen.

Magst Du als Leser des Almanachs der Ungeheuer selbst herausfinden, wo wir geflunkert haben! Der Forscherdrang steht Dir jedenfalls gut zu Gesicht!

Während der gesamten Zeit der Schreibarbeiten tauschten wir Autoren uns über Ideen aus und stimmten unsere Formate aufeinander ab. Zugegebenermaßen nicht immer so seriös, wie es sich jetzt anhören mag, aber so manche Albernheit wurde mit einer Portion Humor inneraventurisch umgesetzt.

Illustration von Elisabeth Erdmann

Fazit

Ich überlegte zum Ende, mir die Dottora als Charakter zu erstellen, so sehr war sie mir ans Herz gewachsen. Aber ich frage Euch: Wer hält es mit dieser hochnäsigen Besserwisserin in einer Heldengruppe aus?

Möglicherweise habt Ihr selbst einen Forscher, eine Gelehrte, eine Magierin und einen Monsterjäger in Eurer Spielgruppe? Dann wird Euer eigener „Besserwisser“ sich sicherlich über ein aktuelles Nachschlagewerk freuen, erst recht von derart herausragender wissenschaftlicher Qualität!

Ich danke Dir, ebenso im Namen der anderen Autoren, Lena und Matthias Kalupner sowie David Schmidt, für Dein Interesse an diesem ungeheuren Projekt!


Der Almanach der Ungeheuer ist ab Juni im Collector’s Club und bei uns im F-Shop vorbestellbar!


Hesindegefällige Grüße,

Eure Katja Jacobi alias Dottora Feodora Pamina di Castellani

Zoe Adamietz
ÜBER DEN/DIE AUTORIN

Ergründet Antworten auf die großen Fragen des Redaktionsdaseins: Mache ich ein Buch darüber, und wenn ja: wie viele? Neben der Entwicklung von Spielhilfen für Das Schwarze Auge beschäftigt sie sich vor allem mit Konzeptarbeit, Fan-Feedback, Social Media und dem Collector’s Club.

UNSERE BLOG-AUTORINNEN

Ulisses Spiele
Avatar von Ulisses Spiele

Zoe Adamietz
Avatar von Zoe Adamietz

Philipp Baas
Avatar von Philipp Baas

Mirko Bader
Avatar von Mirko Bader

Cora Elsässer
Avatar von Ulisses Spiele

Nikolai Hoch
Avatar von Nikolai Hoch

David Hofmann
Avatar von David Hofmann

Philipp Jerulank
Avatar von Philipp Jerulank

Johannes Kaub
Avatar von Johannes Kaub

Christian Lonsing
Avatar von Christian Lonsing

Michael Mingers
Avatar von Michael Mingers

Markus Plötz
Avatar von Markus Plötz

Felix Pietsch
Avatar von Felix Pietsch

Ulrich Schmidt
Avatar von Ulrich Alexander Schmidt

Alex Spohr
Avatar von Alex Spohr
Almanach der Ungeheuer – Werkstattbericht - [SHARE_URL]