Ulisses, Übersetzungen & KI

In letzter Zeit hat uns immer mal wieder die Frage erreicht, ob in unseren Übersetzungsprozessen eigentlich „KI“ zum Einsatz kommt. Das ist eine komplexe Frage, der eine pauschale Antwort nicht gerecht wird.
Ganz klar: Wenn ihr uns fragt, ob wir unsere Texte inzwischen einfach durch eine KI schicken und dann in den Druck geben, lautet die Antwort entschieden „Nein“.
Wenn ihr uns aber fragt, ob bei uns auch Tools zum Einsatz kommen, die Large Language Models oder ähnliche Technologien nutzen, dann ist die Antwort ein nuanciertes „Ja“. Aber dazu muss ich ein wenig ausholen.
Übersetzungstools aller Art setzen wir bei Ulisses bereits seit mehr als 10 Jahren immer wieder ein. Im Laufe der Jahre haben wir zum Beispiel verschiedene kommerzielle computerunterstützte Übersetzungssysteme wie SDL Trados Studio oder MemoQ getestet, um herauszufinden, ob sie das Potenzial haben, die Qualität unserer Übersetzungen zu steigern. Das gilt auch für viele unserer Freelancer, soweit wir das beurteilen können.
Die passende Übersetzung von Rollenspielbüchern ist eine komplexe Aufgabe. Das liegt daran, dass Rollenspielbücher sehr viele unterschiedliche Eigenschaften haben – von Fluff-Texten, die vor allem eine Stimmung vermitteln möchten, bis hin zu konkreten Regel-Texten, die sehr pragmatische Spielanleitungen in einer umfangreichen Fachsprache sind.
Die computerunterstützten Tools bieten Übersetzern dabei heutzutage eine Vielzahl von Funktionen, von sogenannten Übersetzungsspeichern und Terminologie-Datenbanken bis hin zu jenen maschinellen Übersetzungsvorschlägen, die in aktuellen Diskussionen oft als „KI“ bezeichnet werden. Gleichzeitig kann man festhalten, dass diese Programme, obwohl sie in den letzten Jahren Quantensprünge in ihrer Qualität gemacht haben, niemals „unbeaufsichtigt“ verwendet werden können. Sie sind nützlich, aber sie erfordern immer noch menschliche Kontrolle.
Und das ist auch in unserem Interesse, denn wir sind überzeugt, dass es keinen Ersatz für die persönliche Note gibt, die ein menschlicher Übersetzer in einen Text einbringt. Insofern ist, ganz gleich welchen Prozess und welche Hilfsmittel wir heranziehen, eine Sache in den Jahren unverändert geblieben: Am Ende sitzt immer ein Übersetzer oder Redakteur bei uns am Schreibtisch und bearbeitet den Text so lange, bis er unseren Ansprüchen genügt.
In den letzten Jahren haben wir den Übersetzungsprozess zunehmend in die Hände interner Übersetzer gelegt. Der Hauptgrund dafür liegt in der besseren Planbarkeit und Agilität unserer hauseigenen Mitarbeiter. Externe Übersetzer sind oft an andere Kunden gebunden und sind anderen Einflüssen jenseits unserer Kontrolle ausgesetzt. Sie können daher nicht immer die Flexibilität bieten, die wir angesichts der zunehmend komplexen und anspruchsvollen Herausforderungen im Bereich der Produktion benötigen. Zudem haben wir durch die direkte Zusammenarbeit mit unseren internen Übersetzern mehr Kontrolle über den gesamten Ablauf.

Die Bearbeitung unserer Reihen, von der Glossarerstellung bis zum finalen Text, liegt in den Händen dieser internen Übersetzer. Die Tools, die wir dabei einsetzen, sind stets Hilfsmittel. Aus diesem Grund haben wir inzwischen auch zweieinhalb neue Stellen im Verlag geschaffen, die speziell die Übersetzung englischer Werke ins Deutsche betreuen, und planen für Februar noch eine weitere.
Mit fantastischen Grüßen
Thomas