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Die Besonderheiten von Lizenzprodukten

12. Juni 2025

Nicht alle Rollenspiele, die bei uns erscheinen, werden auch von uns entwickelt. Bei manchen sind wir „nur“ die Übersetzer – und bringen sie „unter Lizenz“, wie man sagt. Aber was genau heißt das?

Generell gibt es zwei Arten von Rollenspiel-Linien, die bei uns erscheinen. Auf der einen Seite die, die wir komplett selbst entwickeln, wie Das Schwarze Auge oder HeXXen 1733. Da konzipieren und schreiben wir die Bücher, lassen Bilder anfertigen, entwerfen das Layout und setzen insgesamt ganz unsere eigene Vision um. Auf der anderen Seite gibt es Spiele, bei denen wir uns von einem internationalen Partner die Lizenz – also die Erlaubnis – einholen, eine deutsche Ausgabe zu produzieren.

Was sind Lizenzprodukte und was bedeutet das?

Fast immer gibt es bei einem Lizenzprodukt zwei Partner: Es gibt einen Lizenzgeber, also den Verlag, der das Spiel im Original veröffentlicht hat, und es gibt einen Lizenznehmer, also den Verlag, der beispielsweise eine übersetzte Version veröffentlichen möchte. Ulisses ist beides. Wenn etwa Black Book Editions das französische DSA, L’Œil noir, herausbringt, sind wir Lizenzgeber. Aber wenn wir die deutschen Versionen von Wilderfeast, Savage Worlds oder Werwolf: die Apokalypse herausgeben, dann sind wir Lizenznehmer. In manchen Fällen gibt es zudem noch einen dritten Beteiligten – meist, wenn größere Marken involviert sind. So erscheinen Dune und Fallout beide im Original bei Modiphius, die Marken aber gehören nochmal je einer dritten Firma.

Wir genießen zwar die Freiheit bei unseren eigenen Reihen, aber wir lieben auch die Spiele unserer Partner und wollen sie gerne deutschsprachigen Spielern zugänglich machen.

Und klar: Für einen Verlag ist es natürlich eine Erleichterung, „nur“ übersetzen und layouten zu müssen. Das geht jedoch zugleich immer auch mit ein paar Verpflichtungen einher.

Was sind Freigaben?

Du hast womöglich schon mal hier, im Collector’s Club oder im Vlog davon gehört, dass wir von „Freigaben“ sprechen. Ganz vereinfacht gesagt: Wenn wir ein deutsches Produkt fertig haben, geben wir das an unseren Lizenzgeber und der muss abnicken, dass unsere Version ihrer Vision entspricht. Üblicherweise passiert das per PDF, manchmal aber auch zusätzlich in gedruckter Form. Wenn der Lizenzgeber uns grünes Licht gibt, können wir das Produkt veröffentlichen.

Wie lange das dauert, hängt sehr vom jeweiligen Partner und unserem Vertrag ab. In neun von zehn Fällen dürfest du diesen Schritt gar nicht bemerken, weil wir immer versuchen, das von vorneherein einzukalkulieren. Aber natürlich kann es da mal zu Verzögerungen kommen – und dann lässt es sich nicht immer vermeiden, dass wir unsererseits den Veröffentlichungszeitpunk anpassen müssen.

Worauf ein Lizenzgeber dabei Wert legt und wie viel Eigenständigkeit wir genießen, kann ganz unterschiedlich sein. Den meisten ist es wichtig, dass wir möglichst exakt jedes Detail der Originalausgabe umsetzen, andere lassen uns in der Gestaltung auch mal größere Freiheiten. Daher können wir auch nicht immer alle Wünsche aus der Community – etwa auch im Zuge des Collector’s-Club-Feedbacks – umsetzen.

Inhaltlich haben wir in den meisten Fällen gar keinen Einfluss. Wenn du etwa eine Idee für ein Warhammer-Abenteuer hättest oder wenn dir eine Entwicklung im Pathfinder-Metaplot wünschst, liegt das außerhalb unserer Möglichkeiten. Gleichzeitig arbeiten unsere Lizenzgeber gerne konstruktiv mit ihren Partnern zusammen und stimmen zu, wenn wir offensichtliche Fehler bemerken und beheben wollen.

Manchmal werden uns aber auch ganz klare Ansagen gemacht. Der im deutschsprachigen Raum übliche Blocksatz beispielsweise ist nur möglich, wenn wir das Okay dafür bekommen und ein Partner nicht, aus Gründen der Einheitlichkeit etwa, auf den im Englischen üblichen, linksbündigen Text besteht.

Eigene Bücher für Lizenzspiele

Bleibt eine Frage: Dürfen wir eigentlich für solch „fremde“ Reihen eigene Bücher machen? In der Regel: nein. Die allermeisten Lizenzverträge schließen so etwas von vorneherein aus.

Dabei gibt es immer mal Ausnahmen. Mit HeXXen 1733 für Savage Worlds haben wir beispielsweise eine eigene Reihe in ein fremdes Regelwerk übertragen, und mit Deutschland in den 80ern haben wir ein komplett eigenes Buch für das Rollenspiel Tales from the Loop machen dürfen. Diese Möglichkeit haben wir jedoch nur selten.

Für mehr Vielfalt

Für uns als Verlag gibt es also für beiderlei Veröffentlichung gute Argumente – bei den eigenen Linien können wir selbst gestalten, bei den Lizenzspielen auf starke Vorarbeit aufbauen. Für dich aber ist es am Ende beides ein Plus, denn beide Wege bedeuten, dass auch in Zukunft viele spannende Abenteuer auf dich und deine Runde warten.

Mit fantastischen Grüßen,
Thomas

Thomas Michalski
ÜBER DEN/DIE AUTORIN

Leitet seit einigen Jahren den Verlagsbereich von Ulisses. Er ist außerdem viel beschäftigt als Layouter für alle möglichen Bücher, und betreut als Redakteur sowohl Tales from the Loops 80er, die es nie gab als auch die Gothic-Punk-Schrecken der Welt der Dunkelheit.

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